»Artist/Designer in Lab«

Gewinner bei »Designer in Lab 2023« stehen fest!

Das erfolgreiche Programm »Artist/Designer in Lab« des Fraunhofer-Netzwerks »Wissenschaft, Kunst und Design« befindet sich aktuell in der fünften Runde! Die Ausschreibung richtete sich an Designschaffende aller Fachrichtungen, die in den interdisziplinären Austausch und in die Zusammenarbeit mit Forschenden der Fraunhofer-Gesellschaft treten möchten. In der aktuellen Ausschreibungsrunde stehen insgesamt 60.000 € zur Mittelvergabe zur Verfügung. Die Projekte werden in einem Umfang von 5.000 – 10.000 € finanziert. Im Ideenwettbewerb »Designer in Lab 2023« des Fraunhofer-Netzwerks »Wissenschaft, Kunst und Design« gibt es in diesem Jahr sieben Gewinnerprojekte. Zu diesem Ergebnis gelangte eine interdisziplinäre Jury, die am 6. März 2023 tagte.

Produktdesign aus vom Borkenkäfer befallenem Holz, die Erkundung eines neurowissenschaftlichen Bewertungssystems für einen Design Award, eine adaptierungsfähige Stabilisierungsorthese für das Sprunggelenk, veganes Leder aus den Pressrückständen der Saftproduktion, ein Projekt zur empathischen Mensch-KI-Interaktionsgestaltung, eine designerische Modellpraxis als Methode zur Forschung an Zielkonflikten sowie ein BH-Design mit Einsatz von spezieller Stricktechnologie sind die diesjährigen Projekte bei »Designer in Lab«.

Die diesjährigen Gewinner Projekte:

© Julia Rhein

»Fraßspuren« - eine kreative Auseinandersetzung mit dem Borkenkäfer im Kontext von Materialität und Mensch-Umwelt-Systemen


Einreichende*r: Julia Rhein

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut WKI, Peter Meinlschmidt

Thema: Das Projekt möchte im Rahmen einer materialtechnischen Produktentwicklung zu einem Imagewandel und einer neuen Wertschätzung von Kalamitätsholz/Käferholz in der öffentlichen Wahrnehmung beitragen. Wie können Fraßspuren und andere Zeichen natürlicher Prozesse am Holz nicht mehr als Makel, sondern als designbestimmende Merkmale herausgearbeitet werden? Wie kann, auf materialtechnischer als auch auf rein ästhetischer Ebene, einer Entfremdung des Endproduktes von der ursprünglichen Ressource entgegengewirkt werden?

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Probandenstudie
© Studio Jonathan Radetz

»objective design award« - neurowissenschaftliches Bewertungssystem für einen Design Award


Einreichende*r: Jonathan Radetz

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, Nina Holzer

Thema: Ziel dieses Vorhabens ist die Gefühlszustände der Jurymitglieder durch Messung zu erlangen und daraus eine Bewertung für einen Design Award abzuleiten. Im Rahmen einer Probandenstudie soll untersucht werden, ob bei der Betrachtung und dem Berühren von Objekten Gefühlsänderungen bei den Teilnehmenden messbar sind.

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© Franziska Hagenauer

»Programmable Brace« - eine adaptive Sprunggelenksorthese auf Basis programmierbarer Materialien


Einreichende*r: Franziska Hagenauer

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, Johannes Knecht

Thema: Entwicklung einer Stabilisierungsorthese für das Sprunggelenk, die sich individuell und jederzeit an die Patient*innen adaptiert. Mithilfe programmierbarer Materialien, deren Form bzw. Steifigkeit durch Wärme schaltbar ist, sowie modernster additiver Verfahren soll dieses Produkt realisiert werden.

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© Verena Brom

»A Matter of Fruit« - wie Saftkonsum dazu beitragen kann, unser Abfallproblem zu lösen


Einreichende*r: Verena Brom

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Philip Mörbitz

Thema: A Matter of Fruit entwickelt kompostierbares Material – hauptsächlich Folien – aus den Pressrückständen der Saftindustrie. Diese sollen im Innenraum als Sichtschutz/Lichtschutz/Raumteiler oder Lichtdiffuser eingesetzt werden und eine warme, natürliche Atmosphäre schaffen und u.a. in zirkulären Gebäudekonzepten zum Einsatz kommen.

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© Felicitas Ferch

»Human AI« - Empathische Mensch-KI-Interaktionsgestaltung


Einreichende*r: Felicitas Ferch und Jan Scheffel

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, Stefanie Schmitt Rüth und Martina Simon

Thema: Ziel des Projekts ist die Förderung eines emanzipierten Umgangs mit KI-Technologie. Entwicklung eines Mensch-KI Dialogsystems bestehend aus einem sinnlichen Installationsaufbau verknüpft mit einer digitalen Anwendung, zur Archivierung und Systematisierung aufgezeichneter Dialoge.

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© Judith Schanz | Rolf Brändle

»Prototypen des kleinsten gemeinsamen Nenners« - designerische Modellpraxis zur Exploration von Zielkonflikten der Energiewende


Einreichende*r: Rolf Brändle

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Sabrina Schreiner

Thema: Das Projekt nutzt die in Design übliche Vielfalt an Modellpraktiken um alltagsnahe Zielkonflikte der Energiewende greifbar zu machen und gemeinsam mit Akteur*innen Lösungen zu suchen. Wie sieht der Prototyp des kleinsten gemeinsamen Nenners aus? Welchen Vorteil haben nichtsprachliche physische Modelle in partizipativen Prozessen?

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© Hannah Fischer

»BOOB TALK« - ein modulares und bügelloses BH-Design für große Brüste


Einreichende*r: Hannah Fischer

Forschungstandem: Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC, Frank Ficker

Thema: BOOB TALK ist ein bügelloses BH-Design für große Brüste, das Komfort, Ästhetik und Halt in einem Produkt vereint. Durch den Einsatz von Stricktechnologie werden Stützstrukturen in das Textil des BHs eingearbeitet, die den unbequemen Metallbügel ersetzen können und auch großen Brüsten Halt verleihen. Der BH verfügt über einen modularen Schnitt und neuartige Verschlusselemente, die einen hohen Grad an Individualisier- und Größenverstellbarkeit ermöglichen.

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»Designer in Lab 2023«: Die Jury

Am Montag, den 6. März 2023, kam die fünfköpfige Expert*innen-Jury zusammen. Die Zusammensetzung der Jury war wie folgt:

  • Prof. Welf-Guntram Drossel – Sprecher des Netzwerks »Wissenschaft, Kunst und Design«
  • Prof. Jens Krzywinski – Sprecher des Netzwerks »Wissenschaft, Kunst und Design«
  • Ingrid Breitenberger – Abteilungsleitung Fraunhofer Bürger*innenformate
  • Efrat Friedland – Industriedesignerin, Gründerin von »materialscout« / Mitbegründerin »Positive Plastics«
  • Nina Ruthe – Produktdesignerin, Gründerin »DESIGN STUDIO NIRUK«

Die Jury

Das Netzwerk »Wissenschaft, Kunst und Design« freute sich ganz besonders, dass Efrat Friedland und Nina Ruthe die Jury des diesjährigen Ideenwett-bewerbs »Designer in Lab« durch ihre Expertise bereicherten.

© Daniel Schvarcz

Efrat Friedland

Als ausgebildete Industriedesignerin mit einer großen Leidenschaft für Materialien ist Efrat Friedland die Gründerin von »materialscout«, einer in München ansässigen Beratungsfirma, die marktführende Unternehmen dabei unterstützt durch kreative, wettbewerbsfähige und nachhaltige Implementierung von Materialien und Technologien Mehrwerte zu schaffen. Mit dem Fokus auf Konsumtrends, Materialbeschaffung, Verarbeitung, Implementierung, emotionaler Bindung und Endnutzung mit einem zirkulären Ansatz, verbindet »materialscout« die Materialindustrie mit der Kreativindustrie. Neben ihrer Tätigkeit als Materialberaterin hat Efrat Friedland weltweit drei Materialbibliotheken eingerichtet, zahlreiche Materialausstellungen kuratiert und Designschaffende in Materialtechnologie unterrichtet. Sie ist außerdem Mitbegründerin von »Positive Plastics«, einer Toolbox und Plattform für kommerziell erhältliche Polymere mit geringerer Umweltbelastung, die sich an Designschaffende und Ingenieur*innen richtet. Efrat Friedland spricht auf internationalen Messen und Konferenzen, schreibt für Fachzeitschriften und nutzt jede Gelegenheit, um einen verantwortungsvollen, informierten und nachhaltigen Umgang mit Materialien zu fördern.

© DESIGN STUDIO NIRUK

Nina Ruthe

Nina Ruthe ist in München geboren. Sie studierte Kommunikations-, Grafik-, Objekt- und Produktdesign an der ehemaligen Werkkunstschule, heute Hochschule Nierderrhein, in Krefeld. Ihre berufliche Laufbahn begann sie mit der Entwicklung von Klettergriffen für den Outdoorausstatter Globetrotter und dem Design einer Kletterwand aus Aluminiumsandgusselementen, die auch für die Deutschland Premiere eines Star Wars Teils von Lucas Arts Film Ltd zum Einsatz kamen. Später arbeitete sie als Art Direktorin in einer Werbeagentur, in der sie u.a. an Projekten für die VW Autostadt mitwirkte. Nach ihrer Tätigkeit als Art Direktorin in der klassischen Werbung kehrte sie zum Produktdesign zurück und gründete 2011 ihr eigenes Designstudio. Seit 2013 arbeitet sie mit David Antonin im Duo als »DESIGN STUDIO NIRUK« für nationale und internationale Kund*innenschaft, wie Olivari, Bolia.com und Miele. Das Studio hat ein eigenes »Material_Lab« etabliert. In besonderem Maße wird sich hier dem Thema Form und Materialität und dem Research nachhaltiger Materialien gewidmet. Seit 2013 lehrt Nina Ruthe als Dozentin und Vertretungsprofessorin für Produktdesign an verschiedenen Hochschulen (Hochschule Düsseldorf, Hochschule Hamm-Lippstadt,Folkwang Universität der Künste.) Seit 2016 ist sie aktives Mitglied im Verband Deutscher Industrie Designer e.V., und seit 2018 Vorstandsvorsitzende des Verbandes für die Region NRW. Mit Ihren Arbeiten hat das Studio einige Preise, wie den German Design Award und den Green Product Award, gewonnen. Beim Materialpreis 2022, ausgelobt von der Materialbibliothek raumprobe aus Stuttgart war sie Jurymitglied.