»objective design award« - neurowissenschaftliches Bewertungssystem für einen Design Award

Probandenstudie
© Studio Jonathan Radetz

In einer Zeit, in der wir alles zu besitzen scheinen und der Markt versucht uns durch neue Instrumente vom Kauf zu überzeugen, scheinen Awards und Auszeichnungen an Relevanz zu verlieren. Nutzerdaten werden ausgewertet und Algorithmen geschrieben, um den Interessenten zum Kauf zu animieren. Viele glauben eher einzelnen Anwendern und einer bestimmten Anzahl von Produktbewertungen als einer Expertenjury. Woher wissen wir aber eigentlich was uns gefällt? Wer oder was prägt eigentlich unseren Geschmack und wie eigenständig oder eigenwillig sind wir bei der Auswahl der Lieblingsfarbe oder des Lieblingskleidungsstückes?

Es scheint, als wäre es Geschmackssache. Also eine Versachlichung des Geschmacks, aber wie sachlich bewerten wir Produkte, wie objektiv kann eine Perspektive auf Dinge sein? Bei Designpreisen tagt eine solche Fachjury, die mehr oder weniger kompetent aufgestellt zu sein scheint. In der Diskussion oder durch empirische Bewertungssysteme werden dann vermeintlich die Besten der Besten ausgezeichnet und oft noch viele mehr. Kritik wird laut, das Ganze sei nur eine große Show und als Marketinginstrument zu verstehen. Menschen und Firmen, die selbst Preise erhalten, zeichnen Mitbewerber zudem auch aus, wo bleibt hier die Unbefangenheit. Und viele der Designpreise müssen am Ende teuer erworben werden.

Auf der Suche nach objektiver Bewertungssysteme begann die Auseinandersetzung mit den sogenannten Biosignalen oder Ansätzen aus der Neurowissenschaft Muster zu erkennen, die ein klareres, fast unabhängiges Bild bei genau solchen Bewertungen zeichnen. Könnten diese wissenschaftlichen Ansätze genutzt werden, um eine neue Form einer im Markt bereits seit vielen Jahren geforderten unabhängigen Auszeichnung zu etablieren?

Ziel dieses Vorhabens ist, die Gefühlszustände der Jurymitglieder durch Messung zu erlangen und daraus eine Bewertung für einen Design Award abzuleiten. Im Rahmen einer Probandenstudie soll untersucht werden, ob bei der Betrachtung und dem Berühren von Objekten Gefühlsänderungen bei den Teilnehmenden messbar sind.

»ODA - objective design award« ist der Versuch, sich dem Themenkomplex zu nähern und über eine kleine Probandenstudie eine perspektivische Ausrichtung eines solchen Awards zu ermöglichen. Des Weiteren möchten wir aufzeigen, an welchem Stand der Wissenschaft wir uns befinden und aufzeigen, welche Rolle heute Designwettbewerbe in der Gesellschaft spielen. (Text: Jonathan Radetz)