Staffelstabübergabe und Gewinner im Rahmenprogramm

Das Förderprogramm des Fraunhofer-Netzwerks »Wissenschaft, Kunst und Design« (WKD) befindet sich 2020 bereits in der dritten Runde. Drei von sechs eingereichten Projektanträgen wurden im Mai für dieses Jahr bewilligt und starten nun mit ihrer Arbeit. Außerdem gab es einen Wechsel in der Besetzung der Geschäftsstelle des Netzwerks: Zum 1. April übergab Lisett Fankhänel vom Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle die Geschäftsstellenleitung an Silke Köhler aus der Hauptabteilung Kommunikation 4P im Fraunhofer-Forum Berlin.

Wie kann Wissenschaft durch Kunst inspiriert werden – und umgekehrt? Welche Parallelen gibt es in der Arbeit von Forschenden und Kreativen? Wie können sie vom gegenseitigen Dialog profitieren? Diesen Fragen geht das Netzwerk »Wissenschaft, Kunst und Design« nach, das 2018 in der Fraunhofer-Gesellschaft gegründet wurde und dem mittlerweile 24 Institute sowie die Zentrale angehören.

Erstmalig in Doppelspitze steht das Netzwerk seit September 2019 unter der Leitung von Prof. Bohumil Kasal vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung Wilhelm-Klauditz-Institut WKI (zuständig für Kunst) und Prof. Matthias Klingner vom Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI (zuständig für Design). Dr.-Ing. Gabriele Neugebauer ist Schirmherrin des Netzwerks und fördert als solche den intensiven Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Um alle administrativen Fäden zusammen zu halten, innerhalb des Netzwerkes zu vernetzen sowie das Netzwerk nach außen bekannt zu machen und neue Kontakte fürs Netzwerk zu knüpfen, gibt es darüber hinaus eine Geschäftsstelle.

Staffelstabübergabe Netzwerk WKD vom Fraunhofer IMWS an die Hauptabteilung Kommunikation 4P


Zum 1. April 2020 wechselte die Geschäftsstelle vom Fraunhofer IMWS zur Hauptabteilung Kommunikation 4P. Silke Köhler, bislang zuständig für das Veranstaltungsmanagement am Fraunhofer-Forum Berlin, übernahm die Leitung von Lisett Fankhänel, die ihre Tätigkeit zum 31. März beendete. »Da jede Geschäftsstelle auch ein Zuhause benötigt, wurde sie zugleich am Fraunhofer-Forum Berlin angesiedelt, einem Ort der Begegnungen und des intensiven Austausches zwischen Wissenschaft, Politik, Industrie und Öffentlichkeit«, erläutert Silke Köhler.

Rahmenprogramm »Wissenschaft, Kunst und Design«


Das Rahmenprogramm »Wissenschaft, Kunst und Design« ist eine von drei Säulen der Netzwerkarbeit WKD. Jährlich werden dem Netzwerk seitens des Vorstandes 300.000 Euro Forschungsbudget zur Verfügung gestellt, um fundierte Methoden für Kollaborationen zwischen Wissenschaft + Kunst bzw. Wissenschaft + Design zu entwickeln. Mitgliedsinstitute können Projektideen einreichen und der Programmausschuss entscheidet dann darüber, wer in die Förderung geht. Dazu Silke Köhler: »2020 sind wir bereits in der dritten Förderrunde. Uns erreichten dieses Jahr sechs Projektanträge. Drei dieser Anträge wurden bewilligt und starten nun mit ihrer Arbeit.«

Die drei bewilligten Projekte für 2020


Das erste künstlerische Forschungsprojekt »BRAINPALACE« nimmt sich der Frage an, welche neuen Impulse sich im Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft erdenken lassen, um Empathie, den sozialen Zusammenhalt und das Miteinander zu befördern. Es erprobt die Möglichkeiten und das Potenzial künstlerischer Interventionen in Kombination mit Methoden des neuronalen Feedbacks. Dabei werden neurowissenschaftliche Erkenntnisse angewendet, um kollektive Gruppenerlebnisse zu schaffen und Empathie durch emotionale Synchronisation zu verstärken.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit der Münchner Installationskünstlerin Tatjana Busch, des Fraunhofer IAO und des Fraunhofer ITWM sowie der Berliner Galerie STATE Studio im Rahmen der Ausstellungsreihe »Wissenschaft und Kunst im Dialog« der Fraunhofer-Gesellschaft. Im Rahmen des Projekts soll 2020 eine interaktive Lichtinstallation als Kunstobjekt entwickelt werden, dessen Erscheinungsbild von den Gehirnströmen einer Gruppe von Betrachtern interaktiv gesteuert wird.

STATE Studio Lichtfelder Dachroth Jeschonnek Vernissage 2019
© Jordan Katz

Das zweite Projekt, »Immersive Lichtfelder«, basiert auf den sehr guten Resultaten des erfolgreich abgeschlossenen Projekts »Deterministische künstlerische Lichtfelder«. Erstmalig konnte mittels Mikrooptik-Technologie erzeugtes »Schwebendes Licht« sowohl vor Kunstexperten als auch vor der Automobilindustrie demonstriert werden. Die Ergebnisse zeigen das große Potential der Zusammenarbeit von Fraunhofer IOF und dem Künstler- und Designerduo Dachroth+Jeschonnek.
Die Ausweitung der künstlerischen Möglichkeiten durch die qualitative Weiterentwicklung der Optiktechnologie für die Lichtfeldprojektion ist nun möglich. Eine erweiterte Lichtfeldtechnologie ermöglicht es Dachroth+Jeschonnek neue künstlerische Positionen zu entwickeln, die zu Objekten mit »immersiver« Wirkung führen. Mit dem Begriff der Immersion bezeichnet man gewöhnlich das Eintauchen eines Betrachters in eine virtuelle Umgebung oder auch in ein Kunstwerk. Im vorliegenden Projekt taucht das Lichtfeld durch die verbesserten Parameter in die uns umgebende Welt ein und wird selbstverständlicher Bestandteil der Umgebung des Betrachters. Die Lichtarbeiten werden Teil unserer allgegenwärtigen physischen Realität.

© Fraunhofer IVI

Das dritte Projekt, eingereicht vom Fraunhofer IVI, ist das Fortsetzungsprojekt zu »Designed by Fraunhofer«. Es untersucht wissenschaftlich, wie sich die ganzheitliche Planung von lnterior & Exterior Design in der Architektur bei Fraunhofer beispielhaft niederschlägt. Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen: Wie erzeugen Forschungsbauten ein inspirierendes Ambiente für die dort Beschäftigen? Wie beeinflussen Architektur und Gebäudeausstattung die individuelle Wahrnehmung externer Kunden, Partner und Besucher? Wie werden technologische Herausforderungen der Forschungsinfrastruktur architektonisch beispielhaft originell umgesetzt? Durch welche Stilmittel ließen sich einfache Wiedererkennungsmerkmale generieren, die eine Unverwechselbarkeit der Fraunhofer-Institute gegenüber anderen Forschungseinrichtungen erzeugen?
In diesem Kontext sollen Fraunhofer-Bauten erfasst und kurz beschrieben werden. lnnerhalb einer wissenschaftlichen Begleitforschung durch die Fakultät Design der Hochschule Coburg sind zum einen Analysen zur Wirkung von Architektur hinsichtlich Wahrnehmung durch den Menschen vorgesehen. Zum anderen geht es darum, Stilmittel zu finden, die die Einzigartigkeit von Fraunhofer als europäische Forschungseinrichtung mit innovativem Charakter hervorheben und einen Wiedererkennungseffekt bei Kunden und Partnern hervorrufen. Am Ende steht eine Publikation der Ergebnisse - in Anlehnung an das Buch »Designed by Fraunhofer«.