Veranstaltung »PORTALE«

Im Forschungsprojekt »DomeConnect« des Fraunhofer HHI eröffnen Videokunstwerke neue Welten immersiver audiovisueller Erfahrungen

 

Am 4. Dezember präsentierten 15 Kunstschaffende im Zeiss Großplanetarium ihre Werke im Rahmen einer einzigartigen Zusammenarbeit des Fraunhofer Heinrich-Hertz Instituts mit dem Zeiss-Großplanetrarium und der Universität der Künste Berlin. 

Die Veranstaltung »PORTALE«, eine Zusammenarbeit zwischen dem Masterstudiengang Sound Studies and Sonic Arts an der UdK Berlin, dem Zeiss Großplanetarium und dem Fraunhofer HHI, hat am 4. Dezember zeitgenössische künstlerische Praktiken an einen ikonischen Ort in Berlin gebracht. In der 23 Meter hohen Kuppel, die mit einem Mehrkanal-Digitalprojektionssystem und einem aus 49 Lautsprechern und vier Subwoofern bestehenden Soundsystem ausgestattet ist, präsentierten 15 Kunstschaffende ihre Werke, die von generativer Kunst bis zu Echtzeit-Feedback-Systemen reichen. Diese Arbeiten über »frameless media« (rahmenlose Medien) haben die reguläre Funktionsweise des Planetariumssaals erweitert und die Gäste in verschiedene künstlerische Kontemplationen geführt. 

Einblick in die Veranstaltung »PORTALE« im Großplanetarium

Interview mit Thomas Koch - Deputy Head of Capture & Display Systems Group, Fraunhofer Heinrich-Hertz Institut (HHI) 

© Thomas Koch, Fraunhofer HHI
»Performance Publica« von Ruben Bass

Am 4. Dezember habt Ihr Eure erste Veranstaltung im Rahmen Eures Forschungsprojekts »DomeConnect« präsentiert. Kannst Du uns bitte mehr über »PORTALE« erzählen?

Sehr gerne. Bei »PORTALE« handelt es sich um eine Zusammenarbeit zwischen dem Masterstudiengang Sound Studies and Sonic Arts an der UdK Berlin, dem Zeiss-Großplanetarium und dem Fraunhofer HHI. Ziel war es, mit Hilfe von State of the Art Technologien, verschiedene audiovisuelle Ansätze und künstlerische Praktiken zu untersuchen und immersive audiovisuelle Stücke zu realisieren. 

Warum habt Ihr als Ort das Zeiss-Großplanetarium gewählt?

Der Hauptgrund für die Kooperation mit Zeiss und der Universität der Künste ist unser Forschungsprojekt »DomeConnect«, das über das Fraunhofer-Netzwerk »Wissenschaft, Kunst und Design« gefördert wird. In diesem Projekt arbeiten wir an der Erstellung hochauflösender, immersiver Inhalte für Planetarien, die perspektivisch auch live gestreamt werden sollen. Das Zeiss Großplanetarium bietet eine beeindruckende 23 Meter hohe Kuppel, die mit einem Mehrkanal-Digitalprojektionssystem ausgestattet ist. Zusätzlich gibt es ein Soundsystem mit 49 Lautsprechern und vier Subwoofern. Diese technische Ausstattung ermöglicht es den 15 Kunstschaffenden ihre Werke auf höchstem Niveau zu präsentieren.

Welche Entwicklungen des Fraunhofer HHI kamen bei der Veranstaltung und im Vorfeld zum Einsatz?

Wir haben den Studierenden in der Entwicklungsphase einige Bestandteile der für »DomeConnect« entwickelten Hard- und Softwarekomponenten bereitgestellt. Diese ermöglichten es, direkt aus der Game-Engine heraus hochauflösend auf das Produktionssystem, bestehend aus einem ‚Minidome‘ des Zeiss-Planetarium, und einem 96-kanaligen Audiowiedergabesystem des Studiengangs auszugeben. Die Grundidee war, dass prinzipiell alles was denkbar ist auch möglich ist – und das in Echtzeit. Sei es die Integration von Sensoren, die Echtzeitgenerierung von Visualisierungen oder Klängen, die Einbindung von Videofeeds und KI-Algorithmen oder die zu den Bildern kohärente räumliche Ausspielung von Klängen. 

Das hört sich beeindruckend an! Was für Arten von Kunstwerken wurden bei  »PORTALE« präsentiert?

Etwa die Hälfte der Studierenden haben für »PORTALE« Konzepte für audiovisuelle Echtzeitarbeiten entwickelt. Die Ansätze reichten von AI-basierten Interaktionen über Performances mit Live-Tracking der Bewegungen von Tänzern bis hin zu Echtzeit-Feedback-Systemen. Für die Aufführung haben wir allerdings ‚Fixed-Media‘-Versionen der Stücke gezeigt, da die Vorbereitung und Umsetzung vor Ort den zeitlichen Rahmen gesprengt hätte. Technisch ließen sich die Stücke allerdings auch wie von den Studierenden intendiert umsetzen – wir hoffen hier auf die nächsten Veranstaltungen.

© Thomas Koch, Fraunhofer HHI
»Becoming-Baby« von Julia Koffler
© Thomas Koch, Fraunhofer HHI
»Nature Morte« von Donatas Norušis

Welche Relevanz hat die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden wie im Projekt »DOMEconnect« für Euch am Fraunhofer HHI?

Wir arbeiten seit Beginn des »TiME Lab Projektes« vor fast 15 Jahren regelmäßig mit Kunstschaffenden zusammen. Unter Anderem haben wir mit den Berliner Philharmonikern den ersten Livestream in 360° durchgeführt (hier ein spontan entstandenes Video mit den Hornist*innen), mit Jan-Schmidt Garre die erste 360°-Oper aufgenommen oder Virgil Vidrich bei seinem Projekt »tx-reverse 360°« unterstützt. Der größte Mehrwert liegt für uns hierbei in den neuen Perspektiven auf unsere Technologien, die uns auf konstruktive Art dazu zwingen unsere Scheuklappen abzunehmen. Auch im Projekt »PORTALE« konnten wir viel lernen; beispielsweise, wie die Kunst-Studierenden die Technologien nutzen, welche Arten der Interaktion relevant sind und an welchen Stellen wir unsere Werkzeuge hinsichtlich der Nutzerschnittstellen verbessern müssen. Für die Kunstschaffenden ist umgekehrt natürlich der Zugang zu neuen Technologien, und damit neuen Ausdrucksmitteln, interessant. Wenn der Rahmen (und vor Allem die Erwartungshaltungen, auf beiden Seiten) stimmt, lohnen sich die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Kunst unserer Meinung nach meistens. Dank Initiativen wie dem Fraunhofer-Netzwerk WKD findet diese Einstellung ja mittlerweile auch immer mehr Unterstützung und Sichtbarkeit, Euch dafür herzlichen Dank!

Vielen Dank für Deine Zeit und die Informationen über die Veranstaltung »PORTALE« und Euer Projekt »DOMEconnect«.

Danke Dir! Es war mir eine Freude, hier zu sein.